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Sind das Problem im heutigen Musik-Markt wirklich die Raubkopierer oder ist es der am Geldgewinn orientierte Kapitalismus ?
Die Musikindustrie behauptet, dass ihr die Verbreitung illegaler Raubkopien per Internet riesige Verluste verursacht. Langfristig wird das dazu führen, dass die Musikqualität abnimmt und viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren gehen. Ob das tatsächlich so ist, möchte ich nun in diesem Artikel genauer untersuchen.
Wann genau wird eigentlich das Urheberrecht verletzt ?
Ist bereits der Download einer zeitlich begrenzten Fassung des Liedes strafbar oder erst der des gesamten Songs ? Darf die Musikdatei auch dann nicht heruntergeladen werden, wenn Sie bereits im Besitz der entsprechenden CD sind oder wenn sie diese innerhalb der nächsten 24 Stunden wieder löschen ? Unterliegen MIDI-Dateien, die ja nur die Noten eines Stückes beschreiben, auch dem Urheberrecht ?
All die vorher gestellten Fragen können mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet werden. Laut § 96 Absatz 1 des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) setzt eine rechtmäßige Privatkopie eine legale Vorlage voraus. Das bedeutet, dass zwar MP3-Kopien von den Musikstücken einer legal erworbenen Musik-CD gemacht werden dürfen, nicht aber, dass nicht eindeutig vom Urheber freigegebene MP3-Dateien vom Internet heruntergeladen werden dürfen, um sie, auch nicht für Privatzwecke, etwa auf eine Musik-CD zu brennen.
Aus diesem Grunde kann nur jedem empfohlen werden, darauf zu achten, nur ausdrücklich freigegebene MP3-Dateien von vertrauenswürdigen Quellen herunterzuladen.
Um der Verbreitung illegaler Raubkopien per Internet entgegenzuwirken, wendet die Musikindustrie zum Teil harte Mittel an. Diese reichen von Kopierschutzsystemen über das Anbieten von zeitlich begrenzten qualitativ minderwertigen Musikstücken bis hin zum Sperren von Internetangeboten.
Doch wie stark ist die Musikindustrie nun wirklich betroffen ?
Hier muss man eigentlich nur zurückdenken an die Zeit, als das Internet noch nicht für den Musikvertrieb genutzt wurde. Einige wenige Künstler und vor allem die Musikkonzerne haben sich während dieser Zeit eine goldene Nase verdient. Jetzt ermöglicht das Internet den Künstlern, ihr Urheberrecht für ihre Musik zu behalten und deren Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen. Der Musikfan würde es sicherlich bevorzugen, die CD oder das einzelne Musikstück direkt vom Künstler zu kaufen anstatt von einem unbekannten Musikkonzern.
Welche Spuren die Vermarktungsstrategien der Musikkonzerne bei manchen Stars hinterlassen, kann man am Beispiel der Pop-Gruppe „Bay City Rollers“ sehen, die in der Mitte der siebziger Jahre ihre größten Erfolge erlebte, und dem Pop-Sänger „Michael Jackson“. Einzigartige Künstler wie Michael Jackson wurden von den Medien gezielt zu unerreichbaren Stars und Genies erhoben, um die Gewinne zu maximieren, die mit den Produkten/Diensten des Künstlers zu machen sind. Nicht mit den vielen, nur wenig Menschen bekannten Künstlern können große Gewinne erwirtschaftet werden, sondern mit den sehr vielen bekannten und von den Medien gemachten Stars und Genies.
Dieses Ziel des Kapitalismus (Gewinnmaximierung) hindert gleichzeitig den Massenmenschen mehr oder weniger gezielt daran, seine Lebensaufgabe zu suchen und auszuführen, also selbst ein Star oder Genie in seinem individuellen Bereich zu werden. Durch dieses künstliche Genie- und Stargehabe der Medien werden massive Ängste und Zweifel in den Massenmenschen geweckt. Sie glauben nicht, dass sie so etwas (unerreichbar) Großes selbst schaffen können und selbst wenn sie daran glauben, dass sie es schaffen würden, so wäre ihnen der ständige Medienrummel ein Dorn im Auge.
Diese Tatsachen waren und sind wahrscheinlich den meisten Akteuren aus den großen Musikkonzernen nicht bewusst, wohl aber das Ziel der Gewinnmaximierung. Dieses schon seit Jahrzehnten nicht mehr dem Allgemeinwohl dienende Denken und Handeln schadet nicht nur den kleinen Künstlern, deren Gewinne zu Gunsten der (großen) Künstler minimiert werden, sondern auch den künstlich zum absoluten Star bzw. Genie gemachten Menschen, wie das Beispiel von Michael Jackson beweist.
Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb:
Menschen, die ihre Lebensaufgabe ausführen, müssen und wollen nicht mehr ausschließlich vorgefertigte Massenprodukte und -dienste konsumieren, um die Gedanken an ihr unerfülltes Leben zu verdrängen und dabei wenigen, die davon profitieren, Villen und Nobelkarossen finanzieren, sondern können dadurch, dass sie ihre Kreativität und ihre besonderen Fähigkeiten entfalten, selbst individuelle Produkte und Dienste entwickeln und sich mit den Früchten ihrer Arbeit die jeweils benötigten, individuellen Produkte/Dienste ihrer Mitmenschen erwerben.
Sie müssten nicht mehr andere (von den Medien gemachte Stars und Genies) anhimmeln, die an ihrer Stelle ihre Träume und Sehnsüchte ausleben, sondern wären selber Genies und Stars in ihrem ganz individuellen Bereich, der ihre Lebensaufgabe verkörpert.
Der Kuchen wird nicht mehr nur an einige wenige verteilt, sondern läßt auch jene teilhaben, die wenig Geld für hohe analoge Produktionskosten, groß angelegte Werbekampagnen, keine besonderen Beziehungen zu führenden Leuten der Musikindustrie oder kein bestimmtes (gewinnträchtiges) Image haben, sondern einfach nur für den jeweiligen Fan gute Musik machen.
All die genannten Möglichkeiten, die das Internet vor allem für die Musiker selbst, für den Vertrieb ihrer Werke bietet, sorgen bestimmt nicht für einen Zuwachs der Gewinne der Musikindustrie, und dagegen setzen sich die Betroffenen zur Wehr. Man sollte an dieser Stelle bedenken, dass der Musikmarkt immer noch von wenigen multinationalen Konzernen beherrscht wird, beispielsweise Sony Music, Polygram, EMI Music, Warner und die Bertelsmann Music Group. Hier sollte man nicht vergessen, dass viele Konzerne das Ergebnis eines unerbittlichen Konkurrenzkampfs sind, in dem die Mitbewerber entweder vom Markt gedrängt oder aufgekauft wurden.
Wer das Treiben der Musik-Branche aufmerksam beobachtet, der kann feststellen, dass weniger die Qualität der Musik im Vordergrund steht, sondern vor allem, wie kostengünstig diese produziert und wie gut sie vermarktet wird. Die Produktion findet häufig in Staaten mit niedrigem Lohnniveau und weitmaschigen Gesetzen zum Schutz des Arbeitnehmers statt. Hier kann als Beispiel der Thorn-EMI-Konzern genannt werden, der in der Mitte der achtziger Jahre trotz verschiedener internationaler Boykottaufrufe im Besitz von rund dreißig Betrieben in Südafrika war.
Die geschickte Vermarktung beinhaltet zum einen das regelmäßige Spielen des jeweiligen Liedes in Radio- und Fernsehsendern, wobei beim letzteren noch ein weiteres geschicktes Werbeelement hinzukommt, nämlich das Musikvideo. Hier stellt sich die Frage: „Wer bekommt am ehesten die Chance für einen solchen Auftritt ?“
Entscheidend ist zum anderen die gezielte Anpassung der Melodie und der Interpreten der Musik auf die gewinnträchtigste Zielgruppe. Bei den technischen Möglichkeiten, mit der Musik bearbeitet werden kann, sind dazu keine musikalischen Genies notwendig, wohl aber Marionetten, die genau das tun, was von ihnen gefordert wird, nämlich den zehn- bis achtzehnjährigen Jugendlichen die Flucht aus der Realität in eine Scheinwelt zu ermöglichen. In dieser Traumwelt sind alle ihre Unternehmungen von Erfolg und selbstbestimmtem Handeln gekrönt und sie können ihre sexuellen Bedürfnisse unbeschwert ausleben. Praktische Beispiele hierfür sind die meist nur wenige Jahre bestehenden Boygroups wie Take That, die Backstreet Boys oder das Pop-Duo Milli Vanilli, letztere mussten sogar öffentlich zugeben, bei ihren Aufnahmen und Auftritten nie selbst gesungen zu haben.
Eigentlich spricht nichts gegen diese unbewußte Hilfe, dem Jugendlichen die schwierige Zeit der Pubertät auf diese Weise zu erleichtern; vieles spricht aber gegen den Preis, den diese in Form von CD’s und Fan-Artikeln dafür bezahlen müssen.
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