Dazu ein praktisches Beispiel. Angenommen jemand denkt darüber nach, wie Kinder sind, verallgemeinert das Ganze und vergleicht die kindlichen Verhaltensweisen, mit denen vieler Erwachsener. Bei der Grübelei stößt er dann auf folgende Frage:

Warum sind viele von uns als Kinder kooperativ, klug, selbstbestimmt handelnd, wißbegierig und lernen aus Interesse und der Erkenntnis wegen und sehr offen und ehrlich 

und

als Erwachsene dann auf Konkurrenz eingestellt (sie müssen sich ständig mit anderen vergleichen), immer in Sorge (Ursache ist das eingeimpfte Sicherheitsbedürfnis), fremdbestimmt handelnd, lernen nur noch, wenn es mehr Geld und schnellen Erfolg verspricht, verschlossen und sehr vorsichtig in dem was sie sagen ?

Wer die Hintergründe dieser Frage erkennt und vor allem das Ausmaß der Antwort, der wird sich zuerst einmal überlegen, welche Auswirkungen das alles auf sein Leben hat. Dabei werden die meisten erahnen, dass sowohl die Frage, als auch die Antwort darauf, viele Unannehmlichkeiten bereiten wird und versuchen deshalb das Ganze ganz schnell wieder zu vergessen.

oder wie Goethe in Dichtung und Wahrheit III,15 formulierte:

Denn wie das Wasser, das durch ein Schiff verdrängt wird, gleich hinter ihm wieder zusammenstürzt, so schließt sich auch der Irrtum, wenn vorzügliche Geister ihn beiseite gedrängt und sich Platz gemacht haben, hinter ihnen sehr geschwind wieder naturgemäß zusammen.

Wobei man in Bezug auf die eingehende Frage sagen muss, dass unser Bildungssystem kein Irrtum, sondern eine vorübergehenden Notwendigkeit war, denn es war die Grundlage für den Erfolg der Industriegesellschaften, der sich an unserem materiellen Wohlstand zeigt. Es wäre jedoch ein großer Irrweg, wenn wir dieses Bildungssystem nicht so schnell wie möglich auf die Zukunft ausrichten, denn das wir als Industriegesellschaft nicht mehr erfolgreich sind, zeigen die gigantischen Staatschulden, die vielen Millionen, die von staatlichen Almosen leben müssen und die riesigen Steuer- und Sozialabgaben.

In diesem Zusammenhang ist übrigens auch die Antwort auf die Frage „Ist das traditionelle Bildungssystem schlecht oder ist es einfach nur an seine zeitlichen Grenzen gekommen ?“ interessant.

Das ist also mit dem Spruch „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ gemeint. Es werden von tiefgründigen Denkern unangenehme Wahrheiten aus den Tiefen des Daseins hervorgeholt und erschüttern kurz die Geister, denen die Wahrheiten präsentiert werden, aber da sie eben sehr unangenehm sind, werden sie sofort wieder in den Tiefen versenkt.

Es gibt übrigens Menschen, die mit unangenehmen Wahrheiten hervorragend umgehen können. Es sind jene Menschen, die sich bereits der großen Aufgabe gestellt haben und sich von allen Illusionen und Selbstlügen befreien konnten. Solche Fragen bzw. wie wir auf diese Fragen reagieren, sind also ein Test ob wir es bereits geschafft haben oder uns noch weiterentwickeln müssen.